Wer in den ersten beiden Monaten des Jahres im bayerischen Rupertiwinkel oder im angrenzenden Salzburger Flachgau Urlaub macht, wird sicher schon lautes Peitschenknallen vernommen haben, was mancher vielleicht auch für Schüsse gehalten hat. Dabei geht es hier um einen uralten, vorchristlichen Brauch – das Aperschnalzen. Das Aperschnalzen wird traditionell vom Stephanitag
(26. Dezember) bis zum Faschingsdienstag betrieben und findet heute
üblicherweise öffentlich Ende Januar/Anfang Februar statt.

Schnalzen bezeichnet das laute und schnelle Krachen oder Knallen mit der Geißel, oder wie es im bairischen Dialekt heisst, mit der Goaßl.

Die Goaßl, eine bis zu 4 Meter lange Peitsche, besteht aus einem Holzstiel und einem Hanfseil,
das sich nach außen zu verjüngt und mit schwarzem Pech eingelassen wird.
Am Ende der Goaßl wird
ein Bast befestigt. Durch das rhythmische Schwingen der Goaßl und die schnelle Richtungsänderung entsteht der laute Knall – ein Überschall.

Geschnalzt wird in kleinen Gruppen, die man Passen nennt. Eine
Schnalzerpasse besteht meist aus neun Mann (immer eine ungerade Zahl),
die zwei Durchgänge schnalzen. Meist ist der kleinste Mann jeder Passe
der so genannte “Aufdreher”, dessen Goaßl nicht so laut knallen darf wie die der übrigen.  Er leitet das Schnalzen ein mit einem Ruf
wie: “aufdrahd, oani, zwoa, drei, dahin geht’s”. Daraufhin schnalzen
nacheinander alle neun Mann. Wobei man das nicht wörtlich nehmen kann. Denn ab und zu sieht man dabei auch Mädchen, besonders beim Nachwuchs. Als letzter wird der kräftigste Bursche zum
Draufschnalzen eingeteilt. Pro Durchgang schnalzt jeder Mann neun- oder
elfmal.

Der laute Knall der Goaßln soll
symbolisch den Winter vertreiben und die Frühlingsgeister wecken. Manche Bauern wiederum
glauben an einen Fruchtbarkeitsbrauch. Durch lautes Peitschenknallen
soll die unter tiefer Schneedecke schlummernde Saat zu neuem Leben
erweckt werden.

Zur Erhaltung des heimatlichen Brauchtums – wie der Pflege des Aperschnalzens – wurde 1957 die “Schnalzervereinigung Rupertiwinkel eV.” mit Sitz in Saaldorf gegründet.

Die größte Veranstaltung ist das Rupertigau-Preisschnalzen. Diese
grenzüberschreitende Veranstaltung findet immer am Sonntag vor dem
Faschingssonntag im Bayerischen Rupertiwinkel oder im Salzburger
Flachgau statt. Einige Wochen vorher finden 7 Gemeinde- und Gebietspreisschnalzen statt.

Als mein Sohn und ich heute morgen mit dem Hund spazieren waren, hörten wir es wieder knallen. Das erstaunte mich, da doch heute das 61. Rupertigau-Preisschnalzen in Saaldorf-Surheim stattfindet.
Da mein Sohn das Schnalzen bisher nur vom Hören kannte und das auch mal “live” sehen wollte, sind wir noch vor dem Frühstück hingelaufen. Dabei haben wir für Euch noch einige Bilder und Videos gemacht.

Bei dem heutigen Wettbewerb werden ca. 1.800 aktive SchnalzerInnen (ca. 700 Kinder/Jugendliche und ca. 1.100 Erwachsene) erwartet, die in Passen mit
9 Personen jeweils zwei Durchgänge zum Besten geben. Die Preisrichter
(7 Mann) bewerten die rund 200 Passen nach einen eigenen Bewertungsmodus.

 

Wir drücken unseren Ainringer Passen ganz fest die Daumen!

Nachtrag: 

Habe soeben gesehen, dass es bei den Allgemeinen Passen Ainring VI auf Platz 2 und bei der Jugend Ainring I auf Platz 3 geschafft. Herzlichen Glückwunsch!

Über 4.000 Besucher verfolgten das 61. Rupertigau-Preisschnalzen in Saaldorf. Es wurden 206 Passen mit 1.900 Schnalzern begrüßt. Noch nie waren bei einem Rupertigau-Preisschnalzen so viele Passen dabei. Es war ein tolles Fest! Vielleicht seid Ihr das nächste Mal dabei?