Autorin: Renate Bergmann
Titel:  Ich habe gar keine Enkel – Die Online-Omi räumt auf
Verlag:  Rowohlt Taschenbuch Verlag
Erscheinungsjahr:  2018
Umfang:  208 Seiten
Preis:  Taschenbuch 9,99 € / Kindle Edition 9,99 € / Audio-CD 10,99 €

Inhalt (Klappentext):

“Fingerabdrücke, pah. Schmutz ist Schmutz.”

“Es war an einem Dienstag. Ich weiß es noch ganz genau. Ich wollte mir gerade das Abendbrot machen, da schellte das Telefon. ‘Nanu’, dachte ich, ‘wer läutet denn da um diese Zeit noch an?!’. Die Uhr ging schließlich schon auf sechs, da macht man doch keine Anrufe mehr.
Ich meldete mich wie immer höflich und korrekt: ‘Teilnehmer Bergmann, Spandau, Guten Tag?’. Am anderen Ende hörte ich es atmen, und dann fragte eine Bengelstimme: ‘Oma? Hallo, Oma! Nu rate mal, wer hier schprischt!’
‘Junger Mann, wir sind hier nicht bei Rate mal mit Rosenthal. Sagen Se, wer Sie sind und was Sie wollen und hören Sie mit dem Quatsch auf!’ Da fehlen einem die Worte..”.

Spandauer Rentner werden reihenweise ausgenommen, Enkeltrickbetrüger gehen um. Aber nicht mit Renate Bergmann, denn die hat ja gar keine Enkel. Zusammen mit Ilse und Kurt sorgte sie in der Nachbarschaft für Ruhe, sichert Spuren und versucht nebenbei, Gertrud vom stattlichsten Polizisten Spandaus fernzuhalten.

Zum Buch und meiner Bewertung:

Vorab muss ich sagen, dass ich gern die Renate-Bergmann-Bücher lese, auch wenn sie von einem Mann geschrieben sind. Die Bücher sind amüsant und sehr unterhaltsam. So erinnern mich viele Dinge an meine Omis. So z.B. auch bei der deutschen Sprache, frei heraus, wie der Schnabel gewachsen ist und keine Chance dem Englisch-Wahn!

In diesem Buch geht es um den Enkeltrick, bei welchen Omas ihr Erspartes wildfremden Menschen übergeben. Meist beginnen die Gespräche mit “Hallo Oma, ich bin’s” oder “Hallo Oma, rate mal, wer hier ist”. Auch Lotte Lautenschläger, eine ältere Dame aus dem Rentnerclub, äh Seniorenverein, ist auf diese Betrüger reingefallen und berichtet Renate, wie sich das im Einzelnen abgespielt hat. Diese überredet sie schließlich, mit ihr gemeinsam zur Polizei zu fahren und Anzeige zu erstatten. Dort wird unserer Online-Omi aber klar, dass das reine Zeitverschwendung ist und dass sie die Dinge selbst in die Hand nehmen muss. Gemeinsam mit ihren Freunden wollen sie den Enkeltrick-Betrügern eine Falle stellen.

Sie überlegten sich einen Plan und setzten diesen auch um. Allerdings dauerte es mehr als 30 Seiten, bis die Betrüger in die Falle getappt sind und sich auch bei Renate Bergmann gemeldet haben. Für mich hatte die Geschichte hier etwas an Spannung verloren, da ich darauf wartete, dass sich die Enkeltrickbetrüger wieder irgendwie ins Spiel bringen. Die Wiederholungen bei der Bank fand ich sehr unglaubwürdig. Es zog sich an dieser Stelle alles etwas in die Länge. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Handlung unmittelbar weitergeht und dass vielleicht noch andere, z.B. ihre Freundin etc. von den Betrügern angerufen werden.

Irgendwann meldete sich schließlich die angebliche Enkelin, obwohl Renate gar keine Enkel hat, und wollte sich 15000 Euro leihen. Wie es dann weitergeht, verraten die letzten 50 Seiten. Damit es noch etwas spannend bleibt, möchte ich nur so viel sagen: Ende gut, alles gut!

Bei diesem Buch waren erstmals die Innenseiten bedruckt. Kleine Steckbriefe von Gertrud, Ilse und Kurt, Stefan, Norbert, Ariane, Lisbeth und Gunter – hat mir sehr gut gefallen! Beim Lesen musste ich oft schmunzeln. Der Schreibstil ist genau meins; ich kann mir beim Lesen alles bildlich vorstellen. Es sind wieder viele versteckte Wahrheiten, lustige Kommentare etc. im Buch enthalten. Kurzum, eine unterhaltsame und kurzweilige Lektüre!

Und wie immer gibt es an dieser Stelle noch eine kurze Leseprobe aus dem Buch, damit Du selbst schauen kannst, ob Dir dieser Schreibstil gefällt:

Ja, überall lauern se einem auf, aber wenn man die Herrschaften von der Staatsmacht tatsächlich mal braucht, dann legen sie die Hände in den Schoß. Ich weiß noch, vor zwei Jahren, als sie mir auf dem Friedhof die Harke geklaut haben. Sie stand hinter Walters Grabstein! Jeder kann die nehmen und damit seine Grabumrandung harken, solange er am Ende seine Tapsen wegharkt und sie zurückstellt. Dafür isse ja da. Aber sie stehlen? Ich bitte Sie, da habe ich entschieden was dagegen! Also bin ich hin zur Polizei. Aber denken Se, die haben sich dafür interessiert? Fast drei Stunden habe ich diskutiert und dabei zwei Beamte verschlissen. Sie nahmen das zur Kenntnis und meinten, sie könnten nichts tun, ich solle mich abfinden und es wären Kinkerlitzchen. Na, da ist mein Blutdruck aber hoch bis unter die Decke, so habe ich mich aufgeregt! Nicht mal eine Anzeige wollten sie schreiben, geschweige denn die Hundestaffel schicken. Dabei gab es sogar Fußspuren im frisch Geharkten, man hätte Gipsabdrücke nehmen und die Verbrecher im Kiez testen können. Aber der Polizist meinte, er wäre kein Prinz und suchte kein Aschenputtel und dass er wirklich nichts weiter für mich tun könnte. Er schenkte mir einen Einkaufswagenschip, auf dem “Die Polizei – Ihr Freund und Helfer” draufgedruckt war, und bot an, mich im Streifenwagen nach Hause zu fahren. IM STREIFENWAGEN! Denken Se sich das mal. Was die Leute gedacht hätten! Ich, eine Bürgerin mit blütenreiner Weste und tadellosem Ruf, im Streifenwagen. Vielleicht noch mit Blaulicht?

 

*Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung gestellt.*